East London, Expat
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Die Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest

Ich glaube das Hirn macht mit Umzügen ähnliches wie mit dem Kinder kriegen: Verdrängen wie dolle es in Wirklichkeit weh tut. Und wenn man sich dann erst einmal auf den Spaß eingelassen hat, dann muss man da ja sowieso durch. Hilft ja nix.

Scooper leidet wohl am meisten unter dem Abschiedsschmerz vom Haus am Meer.

Mein neues Baby ist eine Wohnung in einer Doppelhaushälfte in einem Mauer- und Elektrodraht umzäunten Komplex in Beacon Bay. Dort ist es deutlich hübscher als es jetzt klingt. Der Umzug dahin wurde nicht nur von helfenden Freunden und Kollegen begleitet, sondern auch von meiner mehrwöchigen Dauergrippe, kranken Teenies, Internet- und Stromausfällen und dem seit Wochen andauernden An- und Abtransport meiner gerade eben angeschafften, neuen! Elektrogeräte. „Du bist Deutsch, du musst Bosch kaufen“, hat der Verkäufer gesagt. „Deutsche wollen Dinge kaufen die funktionieren.“ Der zweite Teil des Satzes hätte mich misstrauisch machen sollen. „Ich lebe seit zwei Jahren hier, warum soll ich teuer Bosch kaufen, ich kann das südafrikanische Produkt nehmen“, habe ich gesagt. Wahscheinlich kann man, aber ganz bestimmt nicht wenn man in der unteren Preisklasse schaut und tatsächlich erwartet das Neuware funktioniert. Ich habe gelernt: Bei Defy Produkten erfährt nur jedes tausendste eine Qualitätskrontrolle bevor es auf die Gesellschaft losgelassen wird. Es ist eine Art Lotterie und ich habe einen der Hauptpreise gewonnen. Der comes along mit vielen Gesprächen über Land und Leute, die Belegschaft des Elektroladens ist immer nett und freundlich und der Chef hat den besten Humor ever.

Spätestens nach dem 8. Besuch haben die Jungs ihre Scheu vor meiner Auffahrt verloren. Ist ja auch was wert.

Er behauptet auch, dass sie die Geräte jedes Mal, nachdem sie abgeholt wurden, tatsächlich auch repariert werden. Die Fakten sprechen dagegen. Aber er behauptet das wirklich sehr, sehr nett. Ich habe in den Augen des Chefs echtes Mitgefühl mit mir gesehen, er Tränen in den meinen. Noch lieber würde ich eine funktionierende Waschmaschine in meinem Haus sehen und er eine zufriedene Kundin, aber man kann eben nicht immer alles haben.

Nach rund sechs Wochen funktionieren zwei von drei Neugeräten, der Kühlschrank und der Geschirrspüler, kein Grund zum Heulen also. Oder vielleicht doch, aber das habe ich ja schon hinter mir. Heute habe ich dann außerdem beschlossen: Wenn ich Gelegenheit habe über die Frage zu jammern, wo die ganzen Lebensmittel hinpassen, die ich im Leihkühlschrank während der Reparatur des eigenen Kühlschranks nicht unterkriege, dann geht es mir gut. Ich habe mehr als ich brauche, so what, bei Bedarf heule ich lieber über was anderes, es findet sich sicher etwas Lohnenderes.

Scooper zum Beispiel findet zum Heulen das er öfters für Photo posen muss als das er an den Strand darf. Hundeausbeutung? Kann ich!

Die Antwort auf alles

Ansonsten genieße ich ganz fleißig das ich mittlerweile im dritten Jahr in Südafrika lebe. Wer weiß wie lange noch, honestly, das weiß leider keiner. Das mit dem Leben an sich meine ich nicht, obwohl einem ja auch darauf leider niemand einen Garantieschein ausstellt. Drängender aber beschäftigt mich die Frage, wo ich mit meiner Familie demnächst leben werde. Expatschicksal, I know. Deutschland und Südafrika stehen hoch im Kurs um im Moment wollen wir eigentlich verdammt gerne in Südafrika bleiben – dazu fehlt aber noch der gesicherte Job für den Mann. Dieser Zwischenzustand ist nervig, aber ebenso wie das Umzugschaos eben auch nur nervig und nicht existenziell. Um das Generve zu lindern habe ich jetzt mit dem Göttergatten einen Plan gemacht, einen der 42 zum Ergebnis hat. In spätestens  42 Tagen fällen wir die Entscheidung, ob wir das Jahr 2018 in Südafrika oder in Deutschland starten. 42 ist die Antwort, die Frage ist klar: Is there a job that pays for our living? Zum Glück auch eine Luxusfrage, denn in Deutschland gibt es diese Jobs, für beide von uns.

Aber wie gesagt: Im Moment wollen wir lieber noch hier bleiben und abwarten, ob die das in Deutschland mit dem Wetter noch besser geregelt kriegen. Wer machen kann das Waschmaschinen waschen und Autos von Weltruhm produziert, der wird ja wohl bitte nicht auf Dauer am Wetter scheitern, oder? Deutschland? Sag was!

In Südafrika gibt es echt schöne Einhörner. In Deutschland gibt es echt schönes Wetter. Manchmal.

Blogausfall – Nein danke! 

Als ich mir das letzte Mal Zeit für das Bloggen freigeschaufelt habe, gab es an dem Tag einen laaaangen Stromausfall. Als ich mir am Tag danach eine Stunde zum Bloggen reserviert habe, hat mein MacBook mir zugeflüstert es sei sehr, sehr müde. So müde, das es eigentlich lieber gar nicht mehr arbeiten will, das es vielleicht sogar vor hat sich schon bald zur letzten Ruhe zu legen. Computerdoktoren hier vor Ort sagen: East Londoner, die ein MacBook repariert bekommen wollen, senden es bitte nach Johannesburg oder Cape Town, warten ewig auf die Rückkehr und sterben dann sowieso am Herzinfarkt wenn die Rechnung kommt.

So kann ich nicht arbeiten, ich suche noch nach besseren Lösungen. Bis dahin habe ich mir überlegt: Weil ich nicht ausschließen kann das es mit dem Bloggen noch mal schwierig wird, zeige ich euch in den nächsten 42 Tagen jeden Tag eines meiner elends vielen und ganz und gar wunderbaren Südafrikaphotos. No excuses, denn das Photo zu posten geht zur Not auch vom Phone und das hat fast ganz immer Internet am Start. Cool, ne? You are welcome! Wamkelekile!

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